Sollen wir, oder nicht? Dies bezieht sich überhaupt nicht auf unsere Motivation oder unsere Neugier, eine abenteuerliche Eiskletterreise in Angriff zu nehmen. Sondern viel mehr auf die Virus-Situation! So viele Male habe ich in den letzten zwei Jahren etwas organisiert und angerissen und fast alles musste wieder abgesagt werden. Da wir bekanntlich nicht so schnell aufgeben, sind wir unser Projekt also angegangen. Es war aber dem ganzen Team klar, es muss ein Ort sein, welcher einigermassen gut erreichbar ist. Die letzten Projekte waren schon etwas weiter weg: Kanada, Japan, Sibirien. So kamen Thomas und Lukas mit dem Vorschlag, nach Island zu reisen. 

Ich fand es eine gute Idee. Als Eiskletterer muss man vermutlich auch einmal dort gewesen sein;-) 

Glücklich und nicht selboversträndlch waren wir dann, dass unser gesamtes Team einen negativen Corona-Test vorweisen konnte und alle voll motiviert in Island angekommen sind. 

Davide hatte vorab einige Informationen mit möglichen Zielen auf der Insel zusammengestellt. Wir wollten natürlich möglichst viel klettern. Es ging aber nicht „nur“ um Schwierigkeitsgrade, um möglichst viele Seillängen und vielen Erstbegehungen. Es ging um Abenteuer! Ums Entdecken, um etwas Neues zu versuchen! Für mich bedeutet Abenteuer, am Morgen früh aufzustehen, in die Natur zu gehen und nicht zu wissen, was der Tag bringen wird!

Ein bisschen Planung musste dann aber schon sein. Wir waren sehr froh über die grosse Hilfe von den einheimischen Kletterern. Sie zeigten uns, wo es sich lohnt hinzugehen und auf was wir achten müssen. 

Ihre Ratschläge haben wir auch umgesetzt. Wir sind mit unseren zwei Vans einmal im Uhrzeigersinn um die Insel gefahren. Überall, wo wir es spannend fanden, sind wir dann klettern gegangen. Und ich muss zugeben: Es war genial. Es war deutlich besser, als ich gedacht habe. Zum Beispiel habe ich mich auf eher kurze Routen eingestellt, dementsprechend habe ich auch nur sieben Eisschrauben eingepackt. Als wir dann vor einem 200 Meter-Eisfall standen, erwies sich meine Packerei als falsch. Es wäre schon schön gewesen, mindestens 12 Eisschrauben dabei zu haben. Aber ich meine, sieben sind besser als keine:-) Mit ein bisschen Kreativität haben wir dann auch diesen hohen Eisfall geschafft;-) 

Es war fast alles auf der Insel gefroren. Die Temperaturen sind nie in den Plusbereich gestiegen. Wir hatten eine super Periode erwischt, dass es nicht immer so sei, sagten uns die einheimischen Kletterer.

Für mich persönlich war die Vielfältigkeit das Highlight. Am Anfang sind wir einen grossen Eisfall geklettert, bei welchem noch unglaublich viel Wasser floss. Dann sind wir ganz im Norden direkt über dem Meer geklettert. Weiter ging es dann ostwärts, im Basaltstein. Diese sechseckigen Säulen wollte ich schon als Kind einmal klettern. Die Routen dort waren dann nicht so lange, aber sehr schön von den Formen und Strukturen des Gesteins. Die riesigen Gletscher im Süden rundeten dann unsere Reise sehr würdig ab. An einem Gletschertor haben Martin und ich eine deutlich überhängende Route eingerichtet. Am gleichen Ort, nicht mehr ganz so steil, hat dann Martin noch eine kleine Ausbildung ins Eisklettern für unsere Fotografen gemacht, damit auch alle auf der Heimreise müde waren und schwere Arme hatten.

Ich möchte mich ganz herzlich bei Martin und meinem Team bedanken. Vor allem aber auch bei den Isländern für die Gastfreundschaft und für die vielen Tipps. Ein spezieller Dank an die Nordlichter, welche uns bis zum Schluss warten liessen, um schöne Fotos zu knipsen :-)

Am Anfang waren wir unsicher, ob es Sinn macht, nach Island zu reisen. Es ist so gekommen wie fast immer: Es loht sich einfach, etwas zu versuchen. Danke Island, du wirst in guter Erinnerung bleiben. 


30 Januar 2022 - 13 Februar 2022

Martin Echser

Thomas Monsorno

Lukas Kusstatscher

Davide Guzzardi

Dani Arnold

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