Helmcken Falls - Kanada

Power Shrimps

Es hat geklappt! Endlich! Wir haben eine neue Route eingebohrt und jetzt auch geklettert.

Seit dem ersten Bild, welches ich gesehen habe, war es mein Ziel, dort einmal etwas Grosses zu vollbringen. Für einen Eiskletterer ist das wie ein Wunder- oder Zauberland. Millionen von verschiedenen Eiszapfen hängen in diesem Loch an den Wänden und zentral in der Mitte ein riesiger Wasserfall.

Das war bereits unsere dritte Reise hierhin. Beim ersten Mal waren die Verhältnisse so schlecht, dass wir nicht klettern konnten. Im letzten Jahr war es dann recht gut. Es wurde uns aber klar aufgezeigt, wie gefährlich es dort war. Bereits das Reinqueren löste ein mulmiges Gefühl aus. Wir liefen unterhalb etlicher Eiszapfen und sonst welchen komischen Gebilden durch. Man wusste nie, wann sie runterfallen. Damals war mein Ziel eine Route zu wiederholen. Wir investierten drei Tage, um die ersten Meter zu finden. Wir hatten sogar einen Metalldetektor gekauft, welcher die Bohrhaken anzeigen sollte. Wir fanden nichts! Dies konnte nur eines heissen: Die Bohrhaken sind mitsamt des Fels rausgebrochen. Das machte uns natürlich auch vorsichtiger und nachdenklicher. Wir versuchten noch einige Tage weiter hochzukommen. Nachdem mir noch ein Stück Eis auf den Unterarm gefallen war, habe ich mich entschieden, das Ganze abzubrechen. Ich finde, wir hatten schon sehr viel Glück gehabt und ich wollte es nicht noch mehr herausfordern.

Nach diesen zwei Jahren des Scheiterns war das Glück dieses Mal auf unserer Seite. Ich habe mich sehr gut auf diese Reise vorbereitet und mit der Erfahrung, wie man es nicht machen sollte, fühlt sich der jetzige Erfolg noch besser an.

Martin, Thomas und ich haben bereits am ersten Tag gesehen, dass es generell weniger Eis hat. Dies kam uns zugute, denn so hängten generell weniger grosse Zapfen. Wir hatten natürlich auch aus der Vergangenheit gelernt. Dieses Jahr wollten wir unsere Zeit nicht mehr mit der Bohrhaken-Suche verbringen, sondern wir hatten von Anfang an das Ziel, eine eigene Route einzubohren. Das Bohren der Route dauerte zwei Tage. Das Einrichten ist sehr harte Arbeit. Ich musste den Weg frei hacken, irgendwie eine provisorische Sicherung machen, dann die Bohrmaschine nachziehen, das Loch bohren und den Haken reinschlagen. Dass dies alles nicht einfacher ist, wenn es so steil ist wie dort, leuchtet ein. Aber ich will mich nicht beklagen. Es ist auch sehr cool, seine eigene Linie zu machen und mit dem Resultat waren wir sehr zufrieden.

Dann ging es noch darum, diese Route ohne Sturz zu klettern. Um ehrlich zu sein, das hatte ich mir etwas einfacher vorgestellt. Einen Tag musste ich investieren, um herauszufinden, wie ich die Route klettern kann. Zudem fühlte ich, dass meine Kraft nicht unerschöpflich war. Die Schlüsselstelle in der ersten Seillänge erreichte ich ganz zum Schluss nach etwa 40 Metern. Ein fast horizontales Dach!

Am zweiten Tag war es dann aber soweit. Ich konnte die Route „Power Shrimps“ ohne Sturz klettern.

In dieser Grotte sind die Eiszapfen nicht wie gewöhnlich geformt. Sie sind verdreht, haben Stacheln oder sind krumm wie eine Banane oder eben wie Shrimps. Unsere Linie verläuft genau durch diese Zone von Zapfen, darum dieser Name.

Es war eine unvergessliche Zeit in den Helmckenfalls. Mit vielen Rückschlägen und schmerzlichen Erkenntnissen und trotzdem hat uns dieser Ort so fasziniert, dass wir immer wieder zurückgekommen sind. Manchmal lohnt es sich dranzubleiben.

Vielen Dank an:

Martin, ohne seine Unterstützung wäre nichts möglich. Sorry fürs lange Sichern.

Thomas, ohne Thomas wäre es auch langweilig gewesen und vor allem würde es keine Bilder geben.

Will Gadd, er hat dies Location gefunden und die ersten Routen gemacht und wir waren einige Tage zusammen im Loch.

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Eisklettern- Free Solo- 1h 03min